"Einfach leben" im doppelten Sinn heißt zum Einen Vieles und Viele einfach nicht so wichtig zu nehmen und sich mit dem Konkreten und Naheliegenden zu befassen das tatsächlich betrifft.
"Einfach leben" bedeutet auch mit Weniger zufrieden zu sein. Dabei geht es aber nicht um "Verzicht" - nicht darum sich etwas zu versagen oder etwas zu vermissen.
Es geht um die Erfahrung daß es Vieles gibt das man nicht braucht. Vieles bereichert das Leben nicht, sondern macht es ärmer. Jede Tätigkeit die man an einen menschliche oder technische Dienstleister "outsourct" schafft einen Freiraum der aber nur beglückt, wenn es auch gelingt diesen Freiraum befriedigend zu füllen.
Alle Erscheinungen von Sucht sind Indiz dafür, daß dies nicht gelingt!
Die vielleicht entscheidende Frage ist: "Was macht überhaupt ein gutes Leben aus?". Materielle Dinge haben gewiss ihre Bedeutung. Aber nur so weit es um den Aspekt Mangel geht. Hat man z.B. zu wenig zu essen ist das ein sicheres Indiz dafür daß das eigene Dasein gerade suboptimal ist.
Es wäre allerdings ein Trugschluß daraus abzuleiten daß das Leben umso besser ist je größer der Überschuß an verfügbarer Nahrung ist.
Daran ändert auch die Konsumgesellschaft nichts, wenn sie versucht dem Überschuß mit Aspekten einer "riesigen Auswahl" an "besonderen Genüssen" eine Steigerung der Lebensqualität anzudichten.
Daß manche Konsumenten dieses "Spielchen" in der Tradition des "keine Kleider tragenden Kaisers" bestätigend "mitspielen" hat seine Ursache in Auto-Suggestion mit deren Hilfe die Betreffenden sich (und Anderen) ihr im Grunde armseliges Dasein "schönreden".
Entscheidend für ein gutes Leben ist daß man es als sein Leben begreift. Eigentum das erst durch den Besitz konkret wird. Es kommt also auf die Frage an wer tatsächlich über das eigene Leben bestimmt.
Rein physisch-biologisch lebt der Schüler; der Arbeiter auch in der Schule bzw. Arbeit. Aber es sind Andere die darüber bestimmen. Schüler träumen sich fort - sind geistig abwesend. Erwachsene haben meist schon resigniert. Stehen die Arbeit durch um - wie sie meinen - danach zu leben. In der Freizeit... in der Rente...
Einfach Leben ist die "Rück-Eroberung" der Kontrolle über das eigene Dasein aus der Gewalt Anderer, die sich nur deshalb bei diesen Befindet weil man es selbst selten aus Ohnmacht, häufiger aus Dummheit und meistens aus Bequemlichkeit zuläßt.